Beschreibung
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"Malen nach Zahlen"
Man stelle sich das einmal vor: Die Menschen kommen in Scharen, um die besten, die originellsten Filme zu sehen, sich herausfordern zu lassen, zu staunen und mitzufiebern. Sie streiten, lesen und schreiben über Filme, weil sie in ihnen sich und die Welt erkennen. Sie haben hohe Erwartungen und lassen sich gleichzeitig auf das große Andere ein, das die Filme offenbaren. Das ist keine Utopie eingeschworener Cinephiler – es ist ein realer Teil des Filmpublikums. Nur reicht er zahlenmäßig offensichtlich nicht aus, um Fördergremien zufriedenzustellen. Und wie wir wissen, hängt ein Großteil der Filmproduktion hierzulande von diesen ab.
Die Filmförderungsanstalt (FFA) hat mit ihren neuen Leitlinien die vielleicht wichtigste filmpolitische Debatte der letzten Jahre neu belebt: die Frage danach, welche Filme welches Publikum erreichen. Indem die FFA die Quantität der Eintritte in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt und harte, absolute Zahlen nennt, hat sie die deutsche Filmbranche aufgescheucht. Die FFA will tatsächlich mit wenigen Ausnahmen nur noch Filme fördern, die von mindestens 250.000 ZuschauerInnen im Kino gesehen werden – als vorausgeschickte Erwartung. Das Spannende daran: Diese Erwartung soll nicht heimlich oder indirekt, sondern ganz offiziell die Auswahl der Filme prägen, die in den Genuss dieser öffentlichen Förderung gelangen.
Eine gute Gelegenheit also, einmal offen danach zu fragen, welche Ideen es vom Publikum in der deutschen Filmbranche gibt und wie internationale Film- und FestivalmacherInnen über die Frage denken. Immerhin ist auch bei der Diskussion über die Zukunft der Berlinale immer wieder der Begriff vom Publikumsfestival gefallen, mit dem ganz ähnlich auf Besucherzahlen und Eintrittsgelder verwiesen wird. Welche Auswirkungen kann es im Positiven wie Negativen haben, Besucherzahlen als Erfolgskriterium für künstlerische Arbeiten zu setzen?
Mit u.a.: Christian Bräuer, Marie-Pierre Duhamel, Chris Fujiwara,Maria Köpf,
Kleber Mendonça Filho, Stephan Wagner, Rebecca Zlotowski
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"Painting by numbers"
Imagine this: People are coming by the thousands to watch the best and most original films, ready to be challenged and excited. They debate films, read and write about them because they recognize themselves and others in these works. Their expectations are high and at the same time they are willing to open up to the Other that these films represent. This is not a utopian vision – it’s part of the reality of film audiences. But apparently they are not numerous enough to satisfy the funds on which most of Europe’s film production depends.
By issuing their new guidelines, the German Federal Film Board (FFA) has revived one of the most important debates in recent film politics: which films can and should reach which public. The new guidelines revolve around audience numbers: only films expected to attract at least 250,000 spectators in theaters will henceforth be eligible for funding. This move has stirred up the German film industry. What’s new is the fact that this expectation is no longer discussed behind closed doors, but have become explicitly stated funding policy.
This offers a good opportunity to take up the debate on how both the German film industry and international filmmakers and festival organizers think about the public. This is all the more pertinent as the Berlinale itself is often referred to as the festival “for the public”, underlining its box office results and audience numbers. What are the effects, positive and negative alike, of this focus on audience numbers as a criteria for the success of a a work of art? And what are means are available for rousing the public’s enthusiasm for cinema?
Among the guests: Christian Bräuer, Marie-Pierre Duhamel, Chris Fujiwara,Maria Köpf,
Kleber Mendonça Filho, Stephan Wagner, Rebecca Zlotowski